Mehr Zeit für Patienten und weniger Bürokratie

Bundesweite Protestaktion psychiatrischer Kliniken

Am 12.12.2019 fanden bundesweit in über 200 Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie, Kliniken
für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kliniken für Psychosomatische Medizin Protestaktionen statt.
Hintergrund der Proteste ist eine neue, vom G-BA verabschiedete Richtlinie zur Personalausstattung
in der Psychiatrie und Psychosomatik (PPP-RL), die statt einer qualitätsorientierten Personalausstattung
ab dem 01.01.2020 Sanktionen bei Unterschreitung willkürlich festgelegter Personaluntergrenzen
vorsieht. Die ärztlichen Leitungen der Kliniken befürchten eine erhebliche Zunahme von
Bürokratie durch engmaschige Nachweispflichten und damit einen Verlust an Zeit für die
unmittelbare Behandlung schwer psychisch kranker Menschen. Die Personalrichtlinie stärkt einseitig
stationäre Angebote anstelle von modernen, flexiblen sektorübergreifenden Behandlungsansätzen,
die sich an den Bedürfnissen der Patienten orientieren. „Die flächendeckende psychiatrischpsychotherapeutische
Behandlung ist gefährdet, wenn Versorgungskliniken mit kleineren Standorten
aufgrund von Fachkräftemangel die Personalvorgaben nicht erfüllen können“, so Sylvia Claus,
Vorsitzende der BDK. „Wir brauchen eine verbindliche Weiterentwicklung der Richtlinie zur
Gewährleistung einer leitliniengerechten Behandlung. Die Systematik der über 30 Jahre alten
PsychPV behindert innovative Versorgungskonzepte“, ergänzt Christian Kieser, Sprecher der ackpa.
„Eine multimodale, moderne Behandlung psychisch Kranker mit bestmöglicher, individuell
angepasster Kombination aus Psychotherapie, Pharmakotherapie, Sozialpsychiatrie und biologischen
Verfahren bei gleichzeitig massiv erhöhtem Dokumentationsaufwand kann nicht mit dem Personalschlüssel
von 1990 funktionieren“, kommentiert Andreas Fallgatter, Sprecher der Lehrstuhlinhaber
für Psychiatrie und Psychotherapie.
Protest erhebt sich auch aus dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen
e.V., deren 1. Vorsitzende Gudrun Schliebener eine Petition an den Deutschen Bundestag gerichtet
hat. „Psychisch Erkrankungen gehen uns alle an. 1,2 Mio. Menschen sind jährlich auf eine gute
stationäre Behandlung einer psychischen Erkrankung angewiesen und sie muss moderne fachliche
und ethische Anforderungen erfüllen.“

Bis zum 24.12.2019 kann die Petition noch gezeichnet werden:

Link: epetitionen.bundestag.de/petitionen

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